1. Zahlen zu Infektionen durch gefährliche Bakterien in der Küche

Infektionen, die durch die Nahrung übertragen werden, zählen zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO) . Pro Jahr seien es wohl etwa eine Million Deutsche, die an Krankheitserregern in Lebensmitteln erkranken, schätzt Andreas Hensel, Leiter des Berliner Bundesinstituts für Risikobewertung. Dem Robert-Koch-Institut werden zwar „nur“ knapp 200.000 Infektionen gemeldet, jedoch sei die Dunkelziffer deutlich höher. Das liegt daran, dass die Mehrheit bei Durchfall und Übelkeit nicht direkt zum Arzt geht. Dabei sind in der Regel insbesondere Privathaushalte und nicht etwa Restaurants, Kantinen oder Lebensmittelfabriken für die Infektionen verantwortlich. Das hängt damit zusammen, dass sich viele Menschen der hohen Keimbelastung in der Küche gar nicht bewusst sind. Doch die Zahlen sprechen für sich: Im Kühlschrank wurden von Wissenschaftlern der Universität von Arizona im Schnitt rund 11,4 Millionen Keime pro Quadratzentimeter entdeckt, wie die Zeitschrift „Vital“ berichtet. Im Vergleich dazu waren es auf dem Küchenfußboden 10.000 und auf der Toilette nur 100.

2. Welche Keime in der Küche sind gefährlich?

Zunächst einmal eine kleine Entwarnung: Nicht alle Bakterien und Pilze sind bedrohlich. Im Gegenteil, viele sind sogar nützlich. Sie lassen beispielsweise Sauerteig aufgehen, Milch zu Käse gerinnen, Salami reifen oder Bier gären. Ohne Keime gäbe es etwa ein Viertel aller verarbeiteten Lebensmittel nicht. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Bakterien auf unserer Haut oder im Darm lebenswichtig sind. Neuerdings wird sogar damit experimentiert, in Krankenhäusern „ungefährliche“ Keime zu verteilen, damit sich gefährliche Keime nicht verbreiten können, denn die ungefährlichen Keime haben den Platz dann schon besetzt. Problematisch wird es erst, wenn Lebensmittel verderben und sich krankmachende Vertreter explosionsartig vermehren. Die bekanntesten unter ihnen sind Salmonellen, Campylobacter, Kolibakterien oder Listerien. Wenn diese sich vermehren und in großer Zahl auftreten, bricht das Immunsystem zusammen und Symptome einer Lebensmittelvergiftung äußern sich: Der Körper fiebert, der Magen rebelliert und entleert sich spontan über Mund oder Darm. Eine hohe Keimbelastung kann insbesondere für geschwächte oder schwangere Menschen gefährlich sein.

3. Bakterien im Spüllappen und Geschirrtuch

In Spüllappen und Schwämmen sammeln sich Bakterien tausendfach an, besonders wenn man diese nicht richtig trocknen lässt. Damit sich die Bakterien nicht weiter vermehren und übertragen, ist es wichtig, sie regelmäßig auszukochen und zu wechseln. Auch bei Geschirrtüchern besteht bei langer Benutzung diese Übertragungsgefahr. Oftmals wird empfohlen alle 2 Tage alles bei mindestens 60 Grad zu waschen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Empfehlung für jeden Singlehaushalt Sinn ergibt. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, den Lappen vor dem Benutzen ordentlich auszuspülen, damit man die Keime dort ausspült und nicht auf dem Küchentisch verteilt. Außerdem lohnt es sich ein zweites Tuch nur für die Hände in der Küche zu haben. Das ist einfach hygienischer als nur ein Geschirrtuch für Geschirr und Hände zu verwenden. Ich lasse die Spüllappen gut zu trocknen nach deren Benutzung und ich spüle sie immer gut im kalten Wasser aus, bevor ich den Tisch abwische. Und ja, die Lappen nehmen ja nicht viel Platz in der Kochwäsche weg, also warum diese nicht öfter tauschen?

4. Bakterien im Kühlschrank, muss ich desinfizieren?

Wenn ihr wollt, dass eure Lebensmittel möglichst lange haltbar sind, dann sollte die Temperatur im Kühlschrank nie höher als 7 Grad Celsius betragen. Ob das umwelttechnisch Sinn ergibt kann man natürlich auch überlegen. Auf jeden Fall vermehren sich Keime schlechter, je niedriger die Temperatur ist, in Lebensmitteln und auf den Flächen. Ich bewahre eigentlich keine offenen Lebensmittel im Kühlschrank auf und sehe diesen Tipp deswegen eher kritisch. Wie sollen die Keime in meine Schraubgläser und verschlossenen Milchflaschen kommen? Das der Kühlschrank verkeimter ist, je dreckiger er ist, ist auch klar. Deswegen wird oft empfohlen alle vier bis sechs Wochen mit einem Allzweckreiniger oder Essigwasser die Flächen zu reinigen. Ich schaffe das eher nur quartalsweise, gebe mir aber Mühe, dass der Kühlschrank sauber bleibt, eben weil ja alles dort in Gläsern oder auch in Tupperware gelagert wird. Desinfizieren mit Sagrotan ist also nicht nötig.

5. Antibakterielle Holzschneidebretter und Verwendung von Messern

Ebenso können Schneidebretter zu Brutstätten von Bakterien werden. Vor allem in den Ritzen stark zerkratzter Brettchen können sie sich ungehindert vermehren. Zerkleinert man beispielsweise Fleisch auf ihnen, sammeln sie sich in den Ritzen und treten wieder hervor, wenn danach Gemüse darauf geschnitten wird. So übertragen sie sich auf roh verzehrte Lebensmittel und werden dadurch umso gefährlicher. Also Fleisch immer auf einem extra Brett schneiden und dieses dann heiß waschen. Generell sollten die Schneidebretter nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt und an der Luft getrocknet lassen werden. Die Frage, ob hier Kunststoff oder Holz besser ist, ist leider nicht eindeutig zu beantworten. Holz hat meist eine natürlich antibakterielle Wirkung, man kann es aber nicht in die Spülmaschine packen. Die Spülmaschine tötet die Keime allerdings sehr sicher ab, das zeigen alle Infos, die man dazu finden kann. Besonders nach der Verarbeitung von Eiern (die kommen ja aus dem Darm der Henne), Rohmilchprodukten und rohem Fleisch sollte man Schneidebretter gut reinigen, vielleicht einfach auch nach dem Reinigen mal einen Schuss kochendes Wasser darüber. Genauso verhält es sich mit Messern oder anderen Küchenutensilien, die in Kontakt mit diesen Lebensmitteln gekommen sind. Immer erst reinigen, bevor sie weiterverwendet werden können. Vorsicht bei Fleischwasser und Auftauwasser im Allgemeinen. Das sofort wegschütten und natürlich in den Behältern oder auf den Brettern nichts anderes mehr schneiden.

6. Spülbecken- und Spülmaschinenhygiene

Aber auch das Spülbecken ist ein gefährlicher Keimherd. Denn da hier alle Essensreste, Fleischwasser und ähnliche bakterienanfällige Substanzen landen, sind tatsächlich Spülbecken oftmals deutlich stärker keimbelastet als beispielsweise Toiletten. Also bitte hier auf eine gute Hygiene achten, alles direkt rausnehmen und das Becken sauber halten. Am besten spült ihr euer Geschirr in der Spülmaschine, da die hohen Temperaturen über 60 Grad alle Bakterien abtöten. Wenn Ihr aber mit der Hand spült, solltet Ihr das direkt tun, damit sich die Krankheitserreger nicht auf dem stehenden Geschirr ansiedeln können. Noch gefährlicher ist es, das dreckige Geschirr lange einweichen zu lassen, da warmes Wasser der beste Nährboden für Bakterien ist. Wenn Ihr aber diese wenigen Tipps berücksichtigt, ist Hysterie absolut unangebracht. Desinfektionsmittel sind unnötig, vor allem bei Fleisch und lassen sich einfach durch Hausmittel und Vorsicht ersetzen.