Käse Pairing: Wertacher Goass und Wein

von | 28. Feb 2018 | Aktuelles & Politik, Produkte & Produzenten

Wertacher Goass – Ziegenkäse aus dem Allgäu – zu Riesling und Grauburgunder aus Dittelsheim-Heßloch

Käse kennt Ihr, Wein kennt Ihr. Was Ihr auch kennt: die leichte Verwirrung vor der Kühltheke, dem Regal. Alles so schön bunt hier… große Auswahl ist prima, kann aber auch echt verwirren. Deshalb wird in Zukunft Heinzelcheese regelmäßig bei Taste & Stories aufpoppen. Heinzelcheese, das ist die Onewomanpower-Berlinerin Ursula Heinzelmann, die Käse und Wein seit langem lebt und liebt, darüber schreibt, bei Verkostungen begleitet und kommentiert. Bei Taste & Stories wird sie Euch jeweils einen ganz besonderen Lieblingskäse offerieren, den es nicht im Supermarkt um die Ecke gibt, und natürlich seine Story erzählen. Dazu: Wein. Passender. Oder vielmehr: jeweils zwei verschiedene Weine vom selben Winzer. Weil Geschmäcker unterschiedlich sind, Eure, ihre, unsere, heute, morgen. Damit Ihr selbst hinschmecken, vergleichen und entscheiden könnt.

Käse Pairing: Wertacher Goass und Wein

© Manuel Krug

 

Zum Auftakt: ein ungewöhnlicher Käse aus dem Allgäu, und dazu mal kein Rotwein, sondern weißer, trocken und erfrischend, der in beiden Varianten dem Käse auf die (Ziegen-)sprünge hilft.

 

Was ist die Wertacher Gaiss?

Allgäuer Bergkäse, das haben wir alle schon mal gehört. Und wahrscheinlich gegessen. Da gibt es Großartiges, aber auch sehr Normales (will sagen Langweiliges). Aber zuerst einmal: Das Allgäu ist wunderschön. Hinfahren! Dann wird einem nämlich auch klar, daß es dort eine ganze Menge Flächen gibt, die entweder zu hoch liegen oder zu steil sind, um als Acker gepflügt und bewirtschaftet zu werden. Dort machen Weiden absoluten Sinn. Deshalb hat das Allgäu einen Riesen-Milchüberschuß, und da Milch sich frisch nur bis zu einer gewissen Menge in einem begrenzten Zeitraum vermarkten läßt, auch viel Käse.

 

Wie gesagt, mit Höhen und Tiefen, wie im wahren Leben… Der herkömmliche Allgäuer Bergkäse ist ein mehr oder weniger gereifter Hartkäse aus der Milch mehr oder weniger glücklicher Kühe. Heinzelcheese offeriert Euch etwas eher Ungewöhnliches: einen nicht ganz so harten Ziegenkäse. In Wertach, in einer Hofsennerei (für Nicht-Allgäuer: Käserei) mit dem pittoresken Namen „’s Molkefässle“, verarbeitet Robert Maul unbehandelte Ziegenmilch zu relativ kleinen runden Laiben, die nur knapp drei Kilo wiegen (im Gegensatz zu den typischerweise 30 Kilo schweren traditionellen Bergkäsen). Während der etwa vier Monate Reifezeit im Keller werden diese Laibe immer wieder umsorgt und gewendet und die Rinde dabei mit Molke abgewaschen. Letzteres ist auch ungewöhnlich, denn normalerweise wird für Berg- (und viele andere) Käse eine Salzlake genutzt, die die „stinkigen“ Kulturen auf der Käserinde fördert. Die Molke hat einen ganz anderen Effekt, und da das, was außen auf der Rinde passiert, die Entwicklung im Käse-Innern entscheidend beeinflußt, entsteht hier eine großartige Balance zwischen süßer, konzentrierter Milch und einer feinen, belebenden Säure.

 

Gönnt ihm bitte eine halbe Stunde Aufwärmzeit, wenn der Käse im Kühlschrank lagert! Und genießt mit allen Sinnen: schaut hin (dieses schöne Muster der Rinde von den Käseformen, die für Ziegenmilch charakteristische beinahe weiße Farbe), riecht hin, fühlt! Schließlich: schmeckt, hört Euch auf der Zunge diese Geschichte aus Wertach bis ganz zum Schluß an… Beobachtet, wie sich Wein und Käse begegnen, ob und was sie sich (und Euch!) zu sagen haben… cheesio!

 

PS: Ihr fragt nach der Rinde? Ob man und frau die mitessen kann? Ja, kann, alles Natur. Muß aber nicht, schmeckt deutlich strenger als das Käse-Innere, und ein bißchen kellermuffelig. Aber: meine Käseheldinfreundin Mel (die in dem großartigen Londoner Käseladen Neal’s Yard Dairy hinter den Laiben steht) hat ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Real women eat the rind“ – also ruhig mal probieren.

 

 

Mehr über Heinzelcheese findet Ihr hier: heinzelcheese.de